Telepolis Februar 1998

Public Netbase Wien

Armin Medosch

      Ausschnitte:(vollständiger Artikel unter http://www.heise.de/tp/deutsch/inhalt/on/3182/1.html

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      Die Breite und Tiefe des Angebots in bits und bytes auf t0 wird vor allem dadurch ermöglicht, daß der Server sich als Plattform für eigene Projekte seiner NutzerInnen anbietet und von verschiedenen Communities, ob physisch in Wien verankert oder Teil der geographisch kaum mehr verortbaren intellektuellen Disapora, intensiv genutzt wird. Dieser Community-Effekt ist jedoch nicht Ergebnis eines spontanen Selbstorganisationsprozesses im Internet, sondern harter Vernetzungs- und Kommunikationsarbeit in der wirklichen Welt. Die Kontinuität und Zähigkeit mit der diese Realvernetzung von t0 betrieben wird - inzwischen längst nicht mehr von Becker allein, sondern auch von der Chief Information Officerin Marie Ringler sowie weiteren 8 MitstreiterInnen - unterscheidet t0 von der Internationalen Stadt Berlin, die mit ihren Bemühungen, interessante Inhalte auf den Server zu bekommen, frühzeitig nachgelassen hat, was neben vielen anderen Dingen wohl mit ein Grund für das Scheitern der IS sein kann. Die Idee - den Vergleich mit der IS fortspinnend -, t0 vom Netz zu nehmen, würde wohl kaum so widerstandslos von den 1000 NutzerInnen hingenommen werden, wie das in Berlin der Fall war.

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      Da nun auch in Österreich - und zwar weit radikaler als in Deutschland - die monetären Sparpakete geschnürt werden, um die Volkswirtschaft Euro-tauglich zu machen, ist langfristig auch eine Austrocknung der Fördermöglichkeiten zu befürchten. Vor diesem Hintergrund ist t0 zu wünschen, daß ein nachhaltiges Konzept gefunden werden kann, das, ob nun marktwirtschaftlich oder subventioniert, eine langfristige Überlebensstrategie ermöglicht. Denn weitere Servertode (so wie in Berlin) kann sich die deutschsprachige kulturelle Internetlandschaft eigentlich kaum noch leisten.


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