Die brutalen Polizeiübergriffe auf unsere Demonstration ändern nichts an der Tatsache, daß sie ein Erfolg war !

Der Verlauf der Demo

Für den 9.11. hatten wir zum 4. Mal zu einer Demonstration anläßlich des Jahrestages der Reichspogromnacht aufgerufen. 1500 Menschen sind diesem Aufruf trotz des Regens gefolgt. Viele haben uns während der Mobilisierung ihre Sympathie erklärt, und am Rande der Demonstration erhielten wir breite Zustimmung. Wir haben der Opfer des Faschismus gedacht, zwei Kränze wurden an den Mahnmalen in der Levetzostraße und auf der Putlitzbrücke niedergelegt. Doch wir haben uns nicht auf ein Gedenken beschränkt. Nein, wir haben auch Täter benannt, Täter wie die Redakteure der faschistischen "Jungen Freiheit", die versucht haben sich in der Lehrterstraße 17 einzunisten. Auch die AnwohnerInnen der Lehrterstraße haben bei der Kundgebung vor dem Gebäude deutlich gesagt: "Wir wollen keine Nazizeitung in unserer Nachbarschaft." Wir haben rassistische Täter innerhalb der Polizei genannt. Alle erinnern sich noch an Zeitungsberichte, in denen zu lesen stand, daß AusländerInnen in der Polizeiwache Perlebergerstraße brutal mißhandelt wurden. Wir haben deutlich gemacht, daß Rassismus keine Zeitgeisterscheinung ist, sondern daß er gemacht wird. Von Menschen, gegen Menschen, im Interesse der Herrschenden. Viele hier im Kiez sehen das wie wir. Sehr viele Läden haben unsere Aufrufe ausgelegt, unsere Plakate aufgehängt. Und bis zur Perlebergerstraße war es eine kraftvolle, friedliche und dem Datum angemessene Demo.

Ein Zwischenfall

ln der Lehrterstraße haben einige Demonstrationsteilnehmer ihre Wut auf die Schreibtischtäterlnnen der "Jungen Freiheit" zum Ausdruck gebracht. Ein paar leere Flaschen zerplatzten an der Fassade der Lehrterstraße I7. Eine nicht sehr kluge Aktion, - die Redaktionsräume befinden sich im Hinterhaus -, aber auch keine besonders schlimme. Niemand wurde verletzt, die Demonstration zog schnell weiter, der Vorfall war fast vergessen.

Der brutale Polizeiangriff

Doch dann griff die Polizei an der Ecke Perleberger Straße/ Rathenowerstr. die demonstrierenden Menschen mit brutalster Härte an. Sie haben mit ihren SchIagstöcken sehr viele zum Teil schwer verletzt. Es gab Knochenbrüche, Platzwunden, starke PrelIungen. Selbst auf Kinder schlugen sie ein. Die Polizeiführung der Demonstration hat diesen Einsatz mit den Flaschenwürfen in der Lehrterstraße begründet.

Unsere Einschätzung

Wir glauben ihnen nicht, daß das ihr Grund war, so viele von uns krankenhausreif zu schlagen! Sie wollen unsere antifaschistische Arbeit hier im Kiez sabotieren. Die Leute hier sollen denken, Antifaschistlnnen seien Krawallmacher. Die Demonstration der AIM ist in der Presse auf Ausschreitungen reduziert worden. AlIe die da waren wissen, daß die Polizei die Demo angegriffen hat, daß von Ausschreitungen nicht die Rede sein kann, und daß es eine prima Demo war.
Politisch ist das brutale Vorgehen gegen unsere "Demonstration im Gedenken an die Opfer des Faschismus" ein Skandal. Am Morgen des 9.11 . wurden Angehörige des Berliner Auschwitzkommitees aus der sogenannten zentralen Gedenkstätte in der Neuen Wache geprügelt, als sie gegen Kohls Politik der Verwischung deutscher Vergangenheit protestierten, am Nachmittag wurde unsere antifaschistische Demo zusammengeknüppeIt. Die Berliner Politik läßt mittels ihrer Polizei mitteilen, wohin die Reise gehen soll ...