Deportation und Widerstand
in Moabit ('33-'45)



Die Synagoge in der Levetzowstraße


Für die Deportation und Ermordung von über 50.000 jüdischen Menschen aus Berlin waren zwei Moabiter Orte von grausamer Bedeutung, die ehemalige Synagoge in der Levetzowstraße 7-8 und der Bahnhof Putlitzstraße. Als in der Reichspogromnacht am 9.Nov. 1938 in Deutschland die Synagogen brannten wurde auch die Synagoge in der Levetzowstraße geschändet. Anfang Oktober 1941 wurde die jüdische Gemeinde von der Gestapo gezwungen, in der Synagoge ein Sammellager für ca.1000 Personen einzurichten. In diesem Sammellager mußten sich jüdische Menschen einige Tage vor der Deportation in die KZ's und Ghettos Auschwitz, Riga, Lodz u.a. einfinden. Ca. 25.000 wurden hier erfaßt und der letzten, ihnen verbliebenen Wertsachen beraubt. Anschließend wurden sie zum Bahnhof Putlitzstraße gebracht, wo die Züge mit Viehwagen in den Tod bereitstanden. Der Weg von der Levetzowstraße zur Putlitzstraße wurde häufig zu Fuß unter Augen der hier lebenden Bevölkerung zurückgelegt. Von den Verschleppten entkamen nur knapp 2000 ihren Mördern.

Etwa ebensoviele überlebten untergetaucht in Berlin. Nur dank einiger tausend HelferInnen, die trotz des Risikos für das eigene Leben nicht bereit waren einfach nur zuzusehen, war das Überleben dieser Untergetauchten möglich:

- In der Waldstr.6 versteckte Frau von Schnell in ihrer Einzimmerwohnung die vierköpfige Familie Foss von Ende 1942 bis zur Befreiung am 27. April 1945.

- In der Putlitzstr.17 versteckte Frau Witte fast drei Jahre eine jüdische Frau und rettete sie so vor dem tödlichen Zugriff der Nazis.

Verschleppung von Berliner Juden


Diese Form des Widerstands wurde nur selten angemessen gewürdigt und über diejenigen, denen diese Hilfe für Verfolgte zum Verhängnis wurde, gibt es so gut wie keine Informationen.

Auf dem Deportationsbahnhof Putlitz-straße


Ein weiteres Kapitel dieser Geschichte das bisher kaum bekannt ist, da es nicht in das Bild der wehrlosen Opfer paßt, ist der Widerstand jüdischer Menschen in Berlin. Eine der wenigen bekannten Geschichten ist diejenige von Werner Sarff und Fancia Grün. Werner Scharff arbeitete 1941 als Elektriker im Sammellager Levetzowstraße. Da er das Lager verlassen konnte war es ihm möglich, viele Menschen vor der Deportation zu warnen und ihnen mit Verstecken und falschen Papieren zur Flucht zu verhelfen. Zusammen mit seiner Freundin Fancia Grün wurde er im August 1943 nach Theresienstadt deportiert von wo ihnen im September 1943 die Flucht gelang. Zurückgekehrt nach Berlin grändeten sie die "Gemeinschaft für Frieden und Aufbau" mit dem Ziel, möglichst viele Menschen vor der Deportation zu retten. Außerdem planten sie die Befreiung der Gefangenen des jüdischen Gefängnisses in der Schulstraße. Nachdem dieser Plan an die Gestapo verraten worden war wurden sie im Oktober 1944 erneut verhaftet. Werner Scharff wurde am 16. März 1945 im KZ Sachsenhausen von der SS erschossen.

P.S. Die Synagoge wurde 1956 abgerissen. Damit vollendete sich die Vertreibung jüdischer Menschen aus Moabit.