Terra Network für Zukunft:
PROZESS DER ERNEUERUNG.

Wir leben in einer Welt der Gegensätze, auf der Suche nach Einheit. Die natürlichen Zyklen des Lebens sind Wachstum, Reife, Niedergang und Erneuerung.

Quellenbezüge
Magie des Lebens
Geschichte


Wissen und Glaube

Es ist immer der Glaube, aus dem wir unsere Kraft schöpfen: Der Glaube an uns selbst; der Glaube an die Liebe, allgemein oder konkret mit anderen Menschen; der Glaube an die Wichtigkeit einer Idee oder Aufgabe; der Glaube an die Richtigkeit einer Moral oder eines Weltbildes; der Glaube an die Erreichbarkeit eines Ziels.

Das älteste Ziel der Menschheit ist das Überleben: Das Überleben des Einzelnen, des Stammes, des Volkes, der Gattung. Früher war das Überleben der Spezies ein unbewußter Prozess, der durch die Mechanismen der biologischen Evolution gesteuert wurde. In unserer Zeit der Globalisierung haben wir zu erkennen gelernt, dass nunmehr auch unsere Gattungsexistenz der bewußten Steuerung bedarf. Diese "globale Frage" besteht aus den, ineinander verschränkten Fragen der weltweit notwendigen Beseitigung der ökologischen Störungen und der ebenfalls weltweit nötigen Abflachung der sozialen Unterschiede.

Im Zentrum der Bemühungen, um eine Bewältigung der globalen Frage steht die schnellstmögliche Verringerung der Vermehrungsraten der menschlichen Weltbevölkerung. Die Chancen den Prozess des "demographischen Übergangs" - hin zu einer stabilisierten Weltbevölkerungszahl - möglich schnell zu Ende zu bringen, sind um so besser, desto erfolgreicher wir bei der Bekämpfung der Armut in den weniger industrialisierten Regionen dieser Welt sind. Die Zusammenhänge sind hier eindeutig: Während in frühen Industrialisierungsphasen zunächst nur die Sterberaten sinken, folgt ein Fallen der Geburtenraten erst nach dem Erreichen eines zumindest bescheidenen Volkswohlstandes und der Etablierung einigermaßen zuverlässiger Sozialversicherungssysteme, insbesondere im Hinblick auf die Altersversorgung.

Realistische Schätzungen, die diese Prozesse berücksichtigen, gehen davon aus, dass sich die Weltbevölkerung frühestens in der zweiten Hälfte des 21. Jahrhunderts - bei einem Wert von 10 bis 11 Milliarden Menschen - stabilisieren kann, wenn wir in den nächsten Jahrzehnten die Bemühungen um eine Verringerung der Geburtenraten erfolgreich weiterführen werden.

Eile ist hier aus zwei Gründen geboten: 1. Betragen die Verzögerungseffekte zwischen einer langsam gegen Null gehenden Vermehrungsrate der Menschheit und dem tatsächlichen Ende der Vermehrung zwangsläufig mehrere Jahrzehnte: Da in den armen Weltregionen der heutige Kinderreichtum die Erwachsenenbevölkerung des frühen 21. Jahrhunderts bilden wird, werden sich die Menschen in diesen Regionen auch mit einer - gegenüber heute - schon wesentlich verringerten Vermehrungsrate, absolut gesehen, immer noch sehr stark vermehren. 2. Sind die definitiv vorhandenen absoluten Grenzen der Tragfähigkeit des begrenzten Lebensraums der Erde in Bezug auf unsere Population im Voraus nicht exakt bestimmbar. Aufgrund von Biomasse-Berechnungen läßt sich heutzutage immerhin das theoretische Maximum der menschlichen Weltbevölkerung bestimmen: Es liegt bei circa 25 Milliarden; nicht berücksichtigt sind hierbei allerdings mögliche weitere Klimaveränderungen als Folge einer so intensiven Bewirtschaftung der Erde. Das tatsächlich realisierbare Maximum könnte also bei einem erheblich niedrigeren Wert liegen, so dass wir uns mit der erwartbaren Weltbevölkerung von gut 10 Milliarden im Jahre 2100 möglicherweise schon hart an der Grenze des dauerhaft Möglichen bewegen. Die ersten Modelle der "Grenzen des Wachstums" waren sogar - allerdings auf einer wissenschaftlich nur unzureichend fundierten Datenbasis - zu dem Schluss gekommen, dass wir uns, mit einer solchen Populationsstärke schon im "Überschuss-Modus" einer nicht mehr aufhaltbaren Dezimierung unserer Spezies befinden würden.

Wenn es trotzdem Anlaß zum Optimismus gibt, der die Annahme stützt, dass wir, unsere Kinder und Enkel den Übergang zu einer wieder stabilisierten Bevölkerung, Ordnung und Ökologie dieser Welt schaffen können, so muß sich dieser Optimismus anhand der neuesten wissenschaftlichen Erkenntnisse auf den Glauben stützen: Den Glauben an uns selbst, an unsere Möglichkeiten der Vorausschau und an unsere Fähigkeiten, des hieran ausgerichteten kollektiven Handelns. Schließlich muß sich der Optimismus vor allem aber auch auf den Glauben an die enorme, aber nicht unerschöpfliche Großzügigkeit unserer Lebensspenderin, der Mutter Erde, stützen!

Dabei bedarf die Wiedererlangung stabiler Gleichgewichte auf dieser Welt nicht nur der Weiterentwicklung der technischen Innovationen zur Beseitigung der globalen ökologischen Störungen und genauso der sozialen Innovationen zur Überwindung der Armut. Auch unsere innersten Werte, die Basis unserer Beziehungen zur Welt, sind erneuerungsbedürftig: Unser traditionelles Verhältnis zur Liebe und zum anderen Geschlecht, ja sogar unser bisheriges Verhältnis zur Religion wird durch die, vor uns liegenden Entwicklungen in Frage gestellt werden.


Geschichte

Im Zustand der ursprünglichen natürlichen Gleichgewichte unserer frühen Geschichte war die Menschheit - gemessen an unseren heutigen Maßstäben - arm und verletzlich. Zugleich war sie aber glücklich aufgehoben im natürlichen Prozess des Werdens und Vergehens, der durch den mutterreligiös dominierten Glauben an die Spiritualität des Lebens begleitet war. Materie war nicht geistlose Physis, sondern - insbesondere als belebte - die wunderbare Verkörperung des Göttlichen, die in ihrer Vergänglichkeit, mit all' ihren Freuden und Leiden verehrt wurde. Das war die Fülle des Lebens!

Seit dem Aufkommen der Dominanz des männlichen Prinzips, innerhalb der menschlichen Gesellschaften, sind diese ursprünglichen Gleichgewichte - bekanntermaßen - aus den Fugen geraten: Seit der landwirtschaftlichen Revolution, vor circa zehntausend Jahren, erlebte die Menschheit nicht nur eine erste Phase der rapiden Bevölkerungsvermehrung; unsere Ahnen erlebten gleichzeitig innerhalb der neuen patriarchalischen Ordnungen auch eine extreme Zunahme des Leidens und eine Abnahme der Freude. Die These, dass sich all' unsere Kulturentwicklung aus einer Umleitung unserer Libido speist, ist plausibel. Dabei war es aber zu einem Großteil die weibliche Libido, die erzwungenermaßen, durch die rigide Unterdrückung der weiblichen Sexualität, sublimiert wurde.

Diese Geschichte nähert sich ihrem Ende; die Kernthese der "Grenzen des Wachstums" ist so einfach, wie richtig: Innerhalb des begrenzten Lebensraums der irdischen Natur kann es kein unbegrenztes physisches Wachstum irgendeiner Population geben. Vielleicht kann die Menschheit ihren Lebensraum durch eine Besiedlung nahegelegener Himmelskörper innerhalb der nächsten Jahrhunderte ein klein wenig erweitern. Wenn dies überhaupt praktisch möglich werden sollte, so bleiben aber solche SiedlerInnen mit Sicherheit auf unabsehbare Zeit eine zahlenmäßig vernachlässigbare Gruppe. Auf der Erde selbst sind wir dagegen bereits jetzt, in den unmittelbar vor uns liegenden Jahrzehnten zum Übergang zu einem neuen und stabilen Gleichgewicht an der Grenze der Belastbarkeit der Natur, oder aber zum endgültigen Überziehen aller Grenzen und zum Untergang gezwungen.

Tatsächlich befinden wir uns bereits in dieser Übergangsphase, denn schon seit Anfang der siebziger Jahre ist, wenn auch langsam, ein schnelleres Fallen der Geburtenraten im Vergleich zu den Sterberaten festzustellen, so dass sich das Bevölkerungswachstum insgesamt seitdem leicht abgeflacht hat.

In diesem Zusammenhang des Übergangs muß eine scheinbare Paradoxie dieser Phase besonders betont werden, die sich aus der Logik der gesellschaftlichen Prozesse ergibt: Die Vermehrung unserer Population ist weder willkürlich, noch per Erlass zu stoppen. Erst die Überwindung der Armut bereitet der ungezügelten Vermehrung ein Ende. Diese Überwindung der Armut, die notwendige weltweite Abflachung der krassen sozialen Unterschiede, ist nun aber ihrerseits faktisch nicht mithilfe irgendwelcher idealistisch inspirierten Umverteilungsstrategien durchsetzbar, so wie dies theoretisch vor zwanzig Jahren noch denkbar war. In Wirklichkeit gibt es diese Option nicht; Versuche ihrer Umsetzung würden schlicht zu weltweiten Verteilungskriegen führen. Tatsächlich realisierbar bleibt - in einem konstruktiven Sinne - deshalb nur eine fortgesetzte, oder gar wieder forcierte Strategie des Wirtschaftswachstums, insbesondere in den ärmeren, armen und ganz armen Weltregionen. Nur durch einen sich allgemein verbreiternden Volkswohlstand, als Ergebnis wirtschaftlichen Wachstums ist eine Beendigung des Weltbevölkerungswachstums erreichbar. Im Detail sind dabei gewiß auch verstärkte Elemente der Umverteilung von Nord nach Süd denkbar oder wünschenswert, an dem scheinbaren Grundparadoxon der Übergangsphase ändert dies prinzipiell nichts: Eine weltweite Abflachung der wirtschaftlichen Wachstumsprozesse ist erst nach der Beendigung der demographischen Wachstumsprozesse sinnvoll!

Im erfolgreichen Fall des vollendeten Übergangs nähert sich dann aber nicht nur die Geschichte des physischen Wachstums insgesamt, sondern zugleich auch die Geschichte des Patriarchats ihrem lang ersehnten Ende. Schon heutzutage sind die alten Orientierungen der patriarchalischen Herrschaftssysteme in Auflösung begriffen: In den hoch industrialisierten Regionen dieser Welt dominieren inzwischen liberalisierte Herrschaftsformen, die neue Entwicklungsmöglichkeiten erlauben. Tatsächlich ist eine fortgesetzte tiefgreifende und ernsthaft ganzheitliche Veränderung nötig, die eine neue und zugleich uralte Sinngebung unseres Lebens ermöglicht: Es reicht nicht, nur in unserem Denken von den linearen Wachstumsmustern der patriarchalischen Epochen Abschied zu nehmen. Auch in unserem Fühlen, Lieben und Glauben gilt es die ursprüngliche Zyklizität der eigentlichen Lebensmuster wieder zu entdecken und somit das Leben in seiner ganzen Fülle neu erfahrbar zu machen.

Von zentraler Bedeutung ist bei all' dem - sowohl historisch, wie gesellschaftlich und privat - offenbar das Verhältnis der Geschlechter! Ein insgesamt gleichgewichtiges Leben bietet die Chance die weiblichen Anteile in uns wieder voll zur Geltung zu bringen und die Auswüchse männlicher Dominanz hinter uns zu lassen.


Magie des Lebens

Selbstverständlich ist die Dialektik der Natur und damit auch die Dialektik unserer Geschlechtlichkeit das genaue Gegenteil zu einfachen Vorstellungen einer sexuellen Gleichmacherei. Im Gegensatz zu einer männlichen, oder auch weiblichen Dominanz, verkörpert eine natürliche Dialektik des Lebens - die moderner auch einfach als die natürliche Polarität allen Seins bezeichnet werden kann - vielmehr gerade den Reiz der sich ineinander spiegelnden, aneinander reibenden und ineinander bewegenden Gegensätze, die in ihrem Spiel insgesamt eine Harmonie ergeben! Diese Sprache erinnert nicht zufällig, sondern bewußt an den Kern natürlicher menschlicher Spiritualität: den Liebesakt, als körperlichen und lustvollen Ausdruck der enormen Erneuerungskraft der, in beiden Geschlechtern wirkenden Mutter Natur!

Viel ist dem nicht hinzuzufügen. Jenseits der wissenschaftlich-technologischen und der sozial-institutionellen Innovationen bedürfen wir gerade auch der hier angedeuteten sozial-spirituellen Erneuerung, um die Herausforderungen der langen Übergangsphase zum Gleichgewicht meistern zu können.

Die fortschreitenden Zerfallserscheinungen der patriarchalischen Ordnungen gehen vielfach einher mit einer zunehmenden Orientierungslosigkeit der Menschen, die die alten Glaubenssätze inzwischen ablehnen, aber stattdessen zumeist nur ein Vakuum sinnentleerter physischer Existenz empfinden, das zudem in seinen konkreten sozialen Beziehungen oft nur kurzlebig und unbefriedigend bleibt.

Neben diesen Zerfallserscheinungen gibt es aber auch erste Keime eines neuen Verhältnisses der Geschlechter zueinander. Die Frauen haben begonnen ihre Geschichte wieder zu entdecken: Die Erkenntnis, dass das weibliche Geschlecht ursprünglich über die weitaus längste Zeit der menschlichen Gattungsentwicklung eine eher dominante, als untergeordnete Stellung innerhalb der Gemeinschaften hatte, ist der Ausgangspunkt einer Suche nach einem neuen und dauerhaft tragfähigen Kompromiss der Geschlechter. Umgekehrt dämmert auch einer Vielzahl von Männer inzwischen die, zuweilen etwas schmerzhafte Erkenntnis, dass ihre immer noch gegebene gesellschaftliche Dominanz keineswegs so naturgegeben ist, wie sie sich das die letzten paar tausend Jahre eingebildet haben.

Neben der konkreten Ausgestaltung und Weiterentwicklung eines neuen Kompromisses der Geschlechter, in allen gesellschaftlichen und privaten Beziehungen, stellt sich vor allem die Aufgabe das soziale Vakuum, das der Niedergang der bürgerlichen Kleinfamilie hinterläßt, zu füllen! Es geht dabei um nicht weniger, als um die Entwicklung neuer und trotzdem verläßlicher Formen eines persönlich empfundenen Gefühls von sozialem Zusammenhalt, der das lebensnotwendige Maß an menschlicher Wärme, Geborgenheit und Sicherheit im Mikrokosmos der industriellen Massengesellschaften spenden kann.

In den wirtschaftlich und sozial besonders fortschrittlichen Ländern ist der Trend bereits eindeutig: Nach dem Zerfall der früheren patriarchalischen Großfamilien, wird nun auch der lebenslange Verbund innerhalb der - zumeist liberalisiert patriarchalischen - Kleinfamilien zunehmend abgelehnt. In freien Gesellschaften geben immer mehr Menschen einem Leben in relativer Einsamkeit den Vorzug vor einem Dasein innerhalb einer Familie, deren Alltag primär aus gegenseitiger Ignoranz, aus Missverständnissen, oder gar aus Streit besteht und deren ursprünglich gemeinsame Wertebasis sich längst überlebt hat. Praktisch führt dies zum Aufkommen des Zukunftsmodells überlasteter Alleinerziehender - die zumeist Mütter sind -, auf der einen Seite, und hilflos verwaister männlicher und auch weiblicher Singles auf der anderen Seite. Dieses Modell einer Art postfamiliären Sozialstruktur liegt unterhalb des Minimums des sozial notwendigen Zusammenhalts - eine so organisierte Gesellschaft wird auf die Dauer nicht überlebensfähig sein, sondern an dem überhand nehmenden neurotischen Verhalten ihrer Mitglieder zugrunde gehen!

Ein neues und allgemein funktionsfähiges Modell des sozialen Zusammenhalts zu entwickeln, wird nicht einfach sein, denn es geht dabei letztlich nicht um ein Nischenmodell für AussteigerInnen, sondern um eine mögliche Struktur, die sich langfristig in den industriellen Massengesellschaften des Informationszeitalters insgesamt etablieren kann!

Bei der Suche nach einer solchen Struktur bietet sich der zeitgemäße Begriff eines Netzwerks an. Netzwerke bestehen aus Knoten, die in unterschiedlicher Form miteinander verknüpft sein können. Bevor es aber keine, in sich eng und stabil organisierten Knoten gibt, können sich auch keine Netzwerke zwischen diesen entwickeln.

Durch welche zuverlässigen Bindungskräfte soll aber die Bildung neuer Knoten eines sozialen Zusammenhalts in den, derzeit durch zunehmende Vereinsamung geprägten Regionen der industriellen Ballungszentren denkbar sein? Es ist ganz klar, dass sich derartige Bindungskräfte mit einer ausreichenden Dauerhaftigkeit nur aus der freiwilligen Akzeptanz gemeinsamer neuer Glaubenssätze entwickeln können! Dabei müssen solche Glaubenssätze gesellschaftlich anschlussfähig sein: Sie müssen einerseits die großen Errungenschaften des bürgerlichen Zeitalters in sich aufnehmen und andererseits zugleich den Rückbezug auf die natürliche Spiritualität des Lebens verkörpern. Eine Synthese auf der Basis der Freiheit der Individuen, die die Neugier des wissenschaftlichen Fortschritts mit dem Glauben an die Ewigkeit und Göttlichkeit der Natur verbindet! Vielleicht entwickelt sich ein neues Motto, jenseits der bürgerlichen Revolution, die vor zweihundert Jahren begann: Statt sich nur an die Forderung nach Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit zu entsinnen, könnte es zeitgemäß werden in neuen Gemeinschaften in Freiheit, Wissen und Liebe zu leben.

TERRA NETWORK FÜR ZUKUNFT - Frauen und Männer vereinigen sich in freien Netzwerken, um ihr Wissen gemeinsam zu erweitern und ihre Liebe zueinander und zur Göttlichkeit der Natur zu vertiefen!


Quellenbezüge

Da es sich bei diesem kurzen Text nicht um eine wissenschaftliche, sondern um eine programmatische Arbeit handelt, finde ich es ausreichend, hier nur die, auf das Minimum des Wesentlichen reduzierten Quellenbezüge zu nennen, anhand derer sich mögliche LeserInnen beliebig tief in die unterschiedlichen Richtungen des wissenschaftlichen Backgrounds einarbeiten können.

Am Anfang des ersten Abschnitts "Wissen und Glaube" beziehe ich mich mit dem Begriff der "globalen Frage" in Absatz 2 auf eine herausragende, bislang aber weithin unbekannte Arbeit des Politikwissenschaftlers Joseph Huber: Nachhaltige Entwicklung. Strategien für eine ökologische und soziale Erdpolitik. Berlin: Edition Sigma 1995 (siehe den Begriff der "globalen Frage" a.a.O.: 40). Die Arbeit faßt den gegenwärtigen Erkenntnisstand der Sozialwissenschaften in Bezug auf den laufenden globalen Transformationsprozess sehr kreativ und erfreulich knapp zusammen.

Die Absätze 3 bis 5 des ersten Abschnitts beziehen sich auf ein Werk des bekannten Wissenschaftsjournalisten Gerard Piel, der sich als Gründer des Scientific American seit 1948 einen extrem umfangreichen Überblick über den Wissensstand unserer Zeit und dabei vor allem über die naturwissenschaftlichen Aspekte der inzwischen erreichten globalen Transformationsphase erwerben konnte, die er auf hervorragende und verständliche Weise synthetisiert hat! Gerard Piel: Erde im Gleichgewicht. Wirtschaft und Ethik für eine Welt. Stuttgart: Klett-Cotta 1994 (siehe meine Zahlenangabe in Absatz 4 bei Piel a.a.O.: 123, Erläuterung zu Bild 21 und die Zahlenangabe bezüglich der erwähnten Biomasse-Berechnungen in Absatz 5 meines Textes, bei Piel, a.a.O.: 45. US-Original des Buches: Only One World. Our Own to Make and to Keep. New York: W. H. Freeman and Company 1992).

Überdies beziehe ich mich im Absatz 5 des ersten Abschnitts auf die Modelle der "Grenzen des Wachstums", die zuletzt in leicht modifizierter Form von Donella H. Meadows, Dennis L. Meadows und Jørgen Randers unter dem Titel: Die neuen Grenzen des Wachstums vorgestellt wurden (Taschenbuchausgabe: Reinbek bei Hamburg: Rowohlt Taschenbuch Verlag 1993. US-Original: Beyond the limits: confronting global collapse, envisioning a sustainable future. Post Mills, Vermont: Chelsea Green Publishing 1992). In der deutschen Taschenbuchausgabe finden sich die "Skalen der Variablen in den Szenarios" auf Seite 295. Der Maximalwert der verwendeten Grafiken für die Weltbevölkerung liegt bei 13 Milliarden. Im "Szenario 1" (Grafik a.a.O.: 166) kollabiert die Weltbevölkerung demnach nach einem Peak von circa 8,4 Milliarden in der ersten Hälfte des 21. Jahrhunderts. Dabei betonen die VerfasserInnen aber selbst die untergeordnete Bedeutung der quantitativen Größenordnungen ihrer Szenarien (a.a.O.: 296).

Im zweiten Abschnitt meines Textes beziehe ich mich primär in den ersten beiden Absätzen auf die Mythenforscherin Barbara G. Walker mit ihrem Lexikon: Das geheime Wissen der Frauen. Frankfurt a. M.: Zweitausendeins 1993 (US-Original: The Womens's Encyclopedia of Myths and Secrets. New York: HarperCollins Publishers 1983) und auf den Sexualwissenschaftler Ernest Borneman mit seiner Ullstein Enzyklopädie der Sexualität. Frankfurt a. M. / Berlin: Verlag Ullstein 1990. Von Borneman stammt die erwähnte Erweiterung der Freudschen Sublimierungsthese in Bezug auf die weibliche Sexualität.

Im Absatz 4 des zweiten Abschnitts beziehe ich mich noch einmal auf Meadows/ Meadows / Randers (a.a.O.: 46, Erläuterung zu Abbildung 2-4) und im Absatz 5 auf Gerard Piel (a.a.O.), dem genau diese Klarstellung der erwähnten Abhängigkeit zwischen wirtschaftlichem Wachstum und demographischem Übergang ganz zentral am Herzen liegt. Dieser besonders wichtige Punkt steht im diametralen Gegensatz zu den Ansichten der KonstrukteurInnen der Modelle der "Grenzen des Wachstums".

Bei allem Respekt für deren bahnbrechende Arbeit muß doch gesagt werden, dass die Einschätzung von Piel sich eher mit unserem heutigen Kenntnisstand deckt. Es gibt überzeugende wissenschaftliche Kritiken an den Modellen der "Grenzen des Wachstums", die vor allem deren quantitative Größenordnungen als sehr willkürlich ausweisen. Ich habe hierzu eine Studie durchgeführt, deren Ergebnisse bislang zwar nicht veröffentlicht sind, von der aber zumindest eine Kurzfassung, inklusive Literaturliste, online verfügbar ist (http://www.is.in-berlin.de/~dgs/wahl.htm). In dieser Studie komme ich zu dem Schluss, dass bei nur leicht modifizierten Modellannahmen auch noch mit der letzten Version des Modells der "Grenzen des Wachstums", die aus dem Jahr 1991 stammt, ökonomische Wachstumspfade für das 21. Modelljahrhundert gerechnet werden können, die zu einer stabilisierten Weltbevölkerung führen, deren Wert sich mit den Angaben der, von Piel zitierten UN-Prognosen deckt.

Der dritte Abschnitt dieses Textes "Magie des Lebens" umreißt meine Schlussfolgerungen aus den erwähnten, sehr unterschiedlichen Quellen und meinen eigenen sozialen Erfahrungen. Natürlich bin ich hochgradig gespannt, ob diese, aus heutiger Sicht, wohl ungewöhnliche Vermischung von Elementen einer aufgeklärten Erneuerung und einer ursprünglichen, natürlichen Spiritualität auf fruchtbaren Boden fällt! Alle genannten Quellen verfügen über umfangreiche Literaturangaben, die ein vertieftes Studium in die unterschiedlichen Richtungen ermöglichen.

Unmittelbar nach der Fertigstellung dieses kurzen Textes ist mir ein, gerade veröffentlichtes Buch in die Hände gefallen, das ich für sehr bedeutungsvoll halte: Sabine Lichtenfels: Weiche Macht. Perspektiven eines neuen Frauenbewußtseins und einer neuen Liebe zu den Männern. Belzig: Verlag Berghoff and friends 1996. Die von mir nur angedeutete, aber langfristig als zentral empfundene Frage einer sozial-spirituellen Erneuerung, auf der Basis eines neuen Verhältnisses der Geschlechter zueinander, wird hierin detailliert behandelt. Offenbar sind dabei die grundlegenden Intentionen von Sabine Lichtenfels identisch mit denen von mir. Aus der Frage inwieweit es möglicherweise unterschiedliche Einschätzungen zu wichtigen Aspekten der globalen Transformationsphase gibt, könnte sich die Basis für einen sehr spannenden Dialog entwickeln.

Detlef G. Siebert, Berlin im Dezember 1996 (korrigierte Fassung)


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