James White
RADIKALOPERATION
(The Genocidial Healer, 1991)

Dies ist der 8. Roman aus dem Orbit Hospital-Zyklus des britischen Autors. Orbit Hospital ist ein gigantisches interstellares Krankenhaus, dessen Patienten den unterschiedlichsten Spezies der Galaxis angehören. Die Hauptfigur des Romans ist der tarlanische Arzt Lioren, der durch einen Kunstfehler die Spezies der Cromsaggi auslöscht. Die anderen Protagonisten sind anderer Meinung darüber, ob es verwerflich ist, Patienten zu heilen, die ihre wiedergewonnene Gesundheit dazu nutzen, sich gegenseitig umzubringen. Lioren jedenfalls will seinen Beruf nicht mehr ausüben und fordert sogar seine Bestrafung, wird stattdessen aber in die psychologische Abteilung des Orbit Hospitals versetzt.

Radikaloperation ist ein dialoglastiges Buch, was selbstverständlich kein Nachteil sein muß. Jedoch wirken die Gespräche, die Lioren mit diversen Patienten führt, teilweise künstlich. Lioren hilft ihnen, indem er mit ihnen Aspekte aus ihren jeweiligen Religionen erörtert; die theologischen Diskussionen bleiben freilich im Anfängerniveau stecken. Bei der einzigen Operation, zu der es im Roman kommt, fällt erneut auf, daß endoskopische Operationsmethoden in der Zukunft offenbar unbekannt sind. Ausgesprochen bunt ist die Auswahl der Aliens, die der Roman präsentiert. Was den Roman sympathisch macht, ist das humane Konzept, das dem Zyklus zugrunde liegt und in dem vorliegenden Band erfolgreich umgesetzt wurde. Insgesamt zählen die Orbit Hospital-Bände zu den lesenswerteren Romanen in der Space Opera, jenem Subgenre der SF, das oft genug zur alleinigen Schilderung von Weltraumkriegen verkommt. Aber auch in Radikaloperation wird leider deutlich, daß die Möglichkeiten des Autors hinter seinen Ambitionen zurückgeblieben sind.

Heyne 06/4981, 365 Seiten, DM 12.90 Armin Möhle