Jack Vance
DIE CADWAL-CHRONIKEN
Station Amarita
Ecce und die Alte Erde
Throy

(Araminta Station, 1988)
(Ecce and Old Earth, 1991
(Throy, 1992)

Von vielen heiß ersehnt, ist nun das große Spätwerk des Klassikers erschienen. Der erste Band mit über 800 Seiten ist das umfangreichste Werk von Vance. Nur leider erzählt der Autor keine durchgehende Geschichte. Die sehr langen Kapitel wirken wie einzelne Stories mit den gleichen Protagonisten. Scheinbar hielt Vance keine seiner Ideen für ausreichend, einen ganzen Roman, zudem von so großen Umfang, zu tragen. Ein Manko, das in anderen Büchern nicht so deutlich hervorgetreten ist, weil der Autor sich für seine Fabulierfreude nie so viel Raum gelassen hat.

Der Planet Cadwal wurde über 900 Jahre vor Einsetzen der Handlung von Rudel Neirmann, einem Landfinder der Naturforschergesellschaft der Erde, entdeckt. Neirmann sprach die Empfehlung aus, Cadwal unter Naturschutz zu stellen und so vor einer Ausbeutung der Menschen zu schützen. Die "Charta" regelt alle Bestimmungen zum Schutz von Cadwal. Doch Intrigen unter den Beamten sorgen für Verwirrungen, die sich nicht ohne Probleme aufklären lassen. Das Buch ist sehr flüssig geschrieben, dennoch vermißt man die Fortführung einiger Handlungsstränge. Und man gewinnt die Hoffnung, daß diese in den beiden Fortsetzungen wieder aufgegriffen werden. Die Klassengesellschaft auf Cadwal ist sehr farbig geschildert, hat aber durch die restriktive Politik der Menschen fast faschistoide Züge. Die Yips, aufmüpfige "Untermenschen", sollen deportiert werden, und es gibt Textstellen, die durch die kritiklose Darstellung des Autors schon erschreckend wirken.

Der zweite Band ist die direkte Fortsetzung des ersten, leider verliert sich der Autor in Abenteuer- und Krimihandlungen, die die Probleme des ersten Bandes nur zu einem geringen Teil aufgreifen. Die Protagonisten reisen durch viele Welten, um die verlorene Charta wiederzufinden, die die Gesellschaftsform auf Cadwal aufrecht erhalten könnte.

Throy, der dritte Band der Trilogie, ist weit weniger umfangreich als die ersten beiden Bände. Vermutet man jedoch, daß sich der Autor hier auf das Wesentliche beschränkt, so irrt man. Stattdessen findet auch hier eine langwierige Suche statt, diesmal jedoch nicht nach einem Gegenstand wie im zweiten Band, sondern vielmehr nach einer Person, die konspirativ an einem Aufstand auf Cadwal beteiligt war. Der Autor löst die Problematiken, die er auf über 1.500 Seiten aufbaute, sehr unbefriedigend, indem er in einem atomaren Inferno die Ursache der Konflikte, nämlich die Yip-Bevölkerung, vernichten läßt.

Alles in allem ist dieser Roman erstaunlich unbefriedigend. Vom Ansatz her handelt es sich bei den drei Büchern um einen Roman, jedoch ist die Handlung nicht durchkonstruiert, sondern wirkt zusammengestückelt. Es bleibt zu hoffen, daß der Autor noch einige Bücher schreiben wird, die seinem Oeuvre mehr gerecht werden.

Heyne 06/5300-5302; 810, 512, 331 Seiten; DM 16.90/ 16.90/ 14.90 Hardy Kettlitz