Arkadij und Boris Strugazki
DIE WANDERER
(Wolny Gasjat Weter, 1985/86)

Bereits in exorienter Zeit (1988) erschien der Roman unter dem kryptischen Titel Die Wellen ersticken den Wind als Hardcover im Verlag Das Neue Berlin. Zeitgleich gab es eine Taschenbuchausgabe der Phantastischen Bibliothek (Band 206) bei Suhrkamp. Dem unbedarften Leser mögen viele Anspielungen und Querverweise zu früheren Erlebnissen der Protagonisten nichts sagen, aber Die Wanderer stellt nur eine Facette im großen Gesamtwerk der russischen Science Fiction-Altmeister Strugatzki (der Welt des Mittags) dar. Zugleich ist es der Abschluß der Maxim-Kammerer-Trilogie, deren erste beiden Bände Die bewohnte Insel und Ein Käfer im Ameisenhaufen gleichfalls bei Das Neue Berlin verlegt wurden.

Die Wanderer sind eine rätselhafte kosmische Zivilisation, die auf vielen Planeten ihre Spuren hinterlassen hat, mit der die Menschen aber noch nie Kontakt hatten. Maxim Kammerer, mittlerweile ziemlich hoch in der Hierarchie der KomKon 2 (Kommission für Kontakte, eine Art geheimer Dienst), bekommt es nun das erste Mal direkt mit Aktivitäten der Wanderer auf der Erde zu tun. Eine Gruppe Menschen verändert sich zunehmend, entwickelt neue Fähigkeiten, die sie den ,normalen' Menschen haushoch überlegen machen. Was aber bezwecken die Wanderer mit ihrer neuen Schöpfung, die sich "Menten" nennen. Und wieweit ist die KomKon 2 selbst bereits von ihnen unterwandert? Wie alle späten Werke der Strugatzkis zeichnet sich auch dieser Roman durch einen bewußten und gewollten Verzicht auf vordergründige Action aus. Der Stil ist tagebuchartig, denn der Protagonist erzählt als Zeitzeuge aus der Entfernung von Jahrzehnten. Vielleicht reizte den Heyne-Verlag gerade die philosophische Tiefe und Beschränkung auf das Wesentliche, als man diesen Roman aus dem Strugatzki'schen Schaffen aussuchte. Einmal auf den Geschmack gekommen, finden die Leser nun hoffentlich auch bald die anderen Maxim-Kammerer-Romane im Heyne-Programm.

Heyne 0605669, 219 Seiten, DM 16.90 Siegfried Breuer