Stefan Sommer
ERFURT: SAMENKILLER UNTERWEGS?
(Originalausgabe, 1997)

Nutzer von Peter Lorenz Eastfiction-Mailbox konnten sich den Roman schon im Vorfeld unter dem (gefälligeren, aber doch etwas verwirrenden) Titel Nachwort zur Präambel herunterladen und dabei noch DM 4.80 sparen. Dafür waren die Ausdrucke aber auch nicht als Paperback gebunden.

Stefan Sommer tritt zum ersten Mal als Buchautor hervor, vorher hatte er schon einige Veröffentlichungen in Zeitschriften. In seinem Roman, der in einer nicht zu fernen Zukunft handelt, wird die thüringische Landeshauptstadt Erfurt von einer Katastrophe heimgesucht, die (wie so oft) menschengemacht ist: Eine Sondermülldeponie unserer Tage vergiftet zunehmend die Umwelt und baut das männliche Sexualhormon Testosteron ab. Anstatt die Quelle der Vergiftung zu suchen, beschließt die Stadtregierung die Sache zu ignorieren und unbequeme Frager mundtot zu machen. Dummerweise finden sich die meisten Männer mit dem Verlust ihrer am meisten überschätzten Kraft nicht ab, es kommt zu Unruhen und obskuren Gerüchten. Schließlich läuft die Situation völlig aus dem Ruder. Anarchie und ein Belagerungsgürtel der Militärs um die Stadt (um den "Infektionsherd einzudämmen") lassen schlimmste Alpträume Wirklichkeit werden.

Zum Glück geht der Autor das Thema nicht bierernst an, der Rezensent nimmt das Buch als ein Stück tiefschwarzen Humors mit öko-grünen Einsprengseln. Die Lektüre ist, wie bei einem Debütroman zu erwarten, nicht uneingeschränkt eine literarische Kostbarkeit. Wenn man bereit ist, über die eine oder andere Unebenheit hinweg zu lesen, kann's aber ganz unterhaltsam sein.

Frieling & Partner, 140 Seiten, DM 14.80 Siegfried Breuer