Isaac Asimov und Robert Silverberg
EINBRUCH DER NACHT
(Nightfall, 1990)

Im Jahre 1969 wählten amerikanische SF-Fans die Science Fiction Hall of Fame. Das ist eine ewige Liste der besten SF- Stories, die bis zum Jahre 1965 jemals erschienen sind. Und damals erreiche Asimovs Nightfall kurz vor Stanley Weinbaums Mars-Odyssee den ersten Platz.

Mit Asimovs Einverständnis hat Robert Silverberg die Geschichte zu einem Roman erweitert, hat einige Details und Namen verändert, den Kern der Handlung jedoch belassen. Die hinzugedichtete Vorgeschichte ist sehr interessant und entwickelt in gewohnter Silverberg-Manier langsam die Charaktere, breitet die ganze fremde Welt vor dem Leser aus. Auf Kalgash, einem fremden Planeten, kennt man keine Nacht, denn mehrere Sonnen kreisen so umeinander, daß der Planet immer zwischen ihnen steht. Einige Wissenschaftler finden heraus, daß es ca. alle 2000 Jahre zu einer Katastrophe kommt. Indizien reihen sich aneinander, bis schließlich klar wird, daß ein Zusammentreffen unglücklicher Umstände alle 2045 Jahre zu einer totalen Sonnenfinsternis führt, wenn nur eine Sonne am Himmel steht. Die Menschen fürchten jedoch die Dunkelheit, und das so sehr, daß an diesem Tage der Wahnsinn ausbricht. Alle Vorbereitungen der Wissenschaftler sind fruchtlos. Als der Himmel dunkel ist und die Sterne erscheinen, drehen die Menschen durch, entzünden Feuer, um sehen zu können, töten in ihrer Angst oder sterben vor Schreck. Nach der Katastrophe versuchen einige, die Scherben der Zivilisation wieder zusammenzukehren, doch das ist ein mühsamer und langwieriger Prozeß. Interessanterweise müssen sich die Wissenschaftler dabei mit einer religiösen Sekte auseinandersetzen, die erstaunlicherweise ebenfalls detailierte Informationen über die Sonnenfinsternis hatte...

Handelt es sich bei diesem Buch um einen Asimov-Roman? Nein, denn der bereits verstorbene Altmeister trug zu diesem Buch lediglich die Vorlage von 1941 bei. Ist es ein Silverberg-Roman? Auch nicht, denn er verarbeitete nicht seine eigenen Ideen, auch fehlen die Konflikte zwischen den Protagonisten, die die besseren Romane Silverbergs so interessant gemacht haben. Aber was ist dieses Buch dann? Vielleicht ein neues Genre: "Das Buch zur Story"? Wahrscheinlich, denn Silverberg schrieb gleich vier Romane zu Asimov-Geschichten. Trotz allem ist ein guter Roman zustandegekommen, und nur das zählt.

Heyne 10090, 410 Seiten, DM 12.90 Hardy Kettlitz