Robert Silverberg
DER HEISSE HIMMEL UM MITTERNACHT
(Hot Sky At Midnight, 1994)

Nach etlichen beachtenswerten Büchern in den 70er Jahren verlagerte sich Silverbergs Schaffen stärker auf unterhaltende Themen und verlor damit auch etwas von seiner intellektuellen Tiefe. In einigen seiner neuen Titel kehrt er erfreulicherweise wieder zu seinen alten Stärken zurück. So auch in Der heiße Himmel um Mitternacht. Die Handlung ist auf einer Erde der näheren Zukunft angesiedelt und zeigt, wie der Planet nach und nach in die ökologische Katastrophe hineinsteuert. Silverberg versucht diesen Prozeß nicht als lauten Knall darzustellen, sondern als langsamen, unmerklichen Vorgang.

Da die Veränderungen in der Umwelt nicht wieder rückgängig zu machen sind, entwickeln die wenigen, alles beherrschenden Multikonzerne groteske Konzepte, wie man den Menschen besser an eine immer agressivere Umwelt anpassen kann. Ein weiterer angedachter Weg ist die Besiedlung der sonnennächsten Sterne, da man die Entwicklung eines interstellaren Antriebs fast abgeschlossen hat.

Obwohl Silverberg hin und wieder den moralischen Zeigefinger hebt, bleibt er bei der Beschreibung der ökologischen Veränderungen souverän. Er zeigt auf, wie der Großteil der Menschheit die veränderten Bedingungen als gegeben hinnimmt. Der ökologische Kollaps ist im Rollen und nicht mehr durch menschliches Tun aufzuhalten. Der Leser erfährt dies direkt anhand der Erlebnisse der handelnden Romanfiguren und erlebt ihre Ohnmacht mit.

Leider wird der Roman in letzten Viertel etwas schwächer und gleitet ins Thriller-Genre ab. Kein Top-Hit, aber gute Science Fiction.

Heyne 060/5665, 476 Seiten, DM 14.90 Gerd Frey