Richard Paul Russo
INNERE VERFINSTERUNG
(Inner Eclipse, 1988)

Dieser erste, bei Heyne veröffentlichte Roman von Richard Paul Russo, leidet, wie so viele Bücher der neueren Belletristik, an einer unnötig aufgeblähten Handlung. Hundert Seiten weniger wären hier sicher mehr gewesen. Dabei erzählt Russo eine relativ unspektakuläre Geschichte.

Benedict Saltow ist Empath erster Klasse und leidet unter Anfällen, die seine emphatischen Schutzfilter zusammenbrechen lassen. Der Autor läßt seinen Helden im weiteren Verlauf mit Ryker, einem gewalttätigen Einzelkämpfer zusammentreffen, der ihm ein verführerisches Angebot unterbreitet: Auf dem Planeten Nightshade soll er mit einem Team auf die Suche nach Aliens gehen. Doch Nightshade ist der Ursprungsplanet von Flex, einer Droge, die alles gibt, was ein Mensch sich wünschen kann, für die man aber oft genug mit dem Tod bezahlt. So entspinnt sich eine Geschichte zwischen vier Personen, die zusammen auf Nightshade auf der Suche nach den Aliens in immer tiefere Regionen des Dschungels dringen, den von Flexkartellen vorgegebenen Gesetzmäßigkeiten unterworfen sind und sich nach und nach besser kennenlernen.

Obwohl das Buch trotz seiner Längen mit einiger Spannung zu lesen ist, leidet es unter zwei weiteren Schwächen: Zum einen bemüht sich der Erzähler kaum, ein, in diesem Roman durchaus angebrachtes exotisches Zukunftspanorama zu entwerfen, sondern schildert einen relativ farblosen Hintergrund, der kaum an fremde Kulturen oder gar an andere kosmische Welten erinnert. Zum zweiten wirken auch seine Charakterzeichnungen unglaubwürdig. Einem Teil der Handlungspersonen ist ein so großer Euphemismus gegenüber den sonst harten Verhältnissen dieser Zukunftswelt eigen, daß man sich fragt, wie diese unter derartigen Umständen überleben konnten. - Ein Schwachpunkt, der nicht auf Kosten des Autors geht, ist das Titelbild. Es stammt von Karel Thole, einem der produktivsten Heyne-SF-Cover-Gestalter. Leider weist die figürliche Gestaltung der dort abgebildeten Frau ziemliche Mängel auf und ist zudem altmodisch. Wie dies zu einem Kaufanreiz führen soll, ist mir zweifelhaft. - Fazit: Unterhaltung auf mittlerem Niveau!

Heyne, 06/5082, 414 Seiten, DM 16,90 Gerd Frey