Matt Ruff
FOOL ON THE HILL
(Fool on the Hill, 1988)

Dieser Roman ist merkwürdiger Weise auch im deutschen Buchhandel mit dem englischen Originaltitel erschienen. Es handelt sich bei diesem Buch ganz gewiß nicht um Science Fiction und sicher auch nicht um Hardcore-Fantasy, spielt auch eher auf konventioneller, jedem Leser gut bekannten Bühne, nämlich in einer amerikanischen Kleinstadt. Aber die Vielzahl seltsamer Charaktere rechtfertigt eine Einordnung in die Fantasy und somit die Besprechung an dieser Stelle. Als da wären: Menschen; ein Schriftsteller, die PAT- und Tolkiener-Studentenverbindungen, die Bohemier, ein alter Grieche und die schönste Frau der Welt - zwei LKWs, deren einzige Funktion es ist, zusammenzustoßen und ihre Ladung an die Umgebung zu entlassen, nämlich erotisierende Parfums und Pheromone, wodurch der nächtliche Aktivitätspegel auf außergewöhnliche Höhen getrieben wird - sich telepathisch verständigende Hunde und Katzen, deren zwei aufbrechen, um gegen alle Widerstände den Himmel zu suchen - Kobolde, die in Modellflugzeugen fliegen, gegen Ratten fechten oder sich mit Armbrüsten wehren - Ratten, die aufrecht gehen, in der Uniform der Armee des Engerlings, der in diesem Buch sozusagen der offizielle Fiesling ist, im Auftrag allerdings des alten Griechen, wegen dessen Alte-Griechen-typischer Vorliebe für Dramatik - der Wind und mehrere Drachen, wovon einer auch Feuer speien kann.

Kaum zu glauben, was in amerikanischen Kleinstädten so alles passiert. Diese Vielzahl von Stories zwischendurch! Manche kaum länger als ein oder zwei Seiten und dabei sich wunderbar einfügend in das sich zwischen der ersten und der letzten Seite entfaltende, immer spannende Drama. Wie nur die Bewohner das aushalten?

Jedenfalls - wer einen Altersruhesitz sucht, sollte nicht auf diese amerikanische Kleinstadt verfallen. Dramatik ist einfach besser zwischen Buchdeckeln aufgehoben, vor allem, wenn von so hoher Qualität und mit soviel Spaß zu lesen.

dtv 11737, 568 Seiten, DM 19.90 Erik Zimmermann