Robert Rankin
DER GARTEN UNIRDISCHER GELÜSTE
(The Garden of Unearthly Delights)

Was passiert, wenn unser Zeitalter plötzlich endet? Einfach so, von einem Tag auf den anderen. Plötzlich ist es vorbei mit Wissenschaft und scheinbarer Vernunft, mit Technik, Computern und all dem Kram. Wenn ein neues Zeitalter beginnt, dann kann man schließlich mit allem rechnen, oder? Zum Beispiel könnte plötzlich ein Riß im Kontinuum oder so entstehen und einen durch Raum und Zeit schleudern, so daß man Romanfiguren aus seinen Lieblingsbüchern gegenübersteht, die ihren Lesern auflauern und Dinge tun, die man nie für möglich gehalten hätte. Man könnte auch hundert Jahre in die Zukunft geschleudert werden und in einer Welt landen, die ihre ganz eigenen Gebräuche hat. Wo zum Beispiel Leute an einer alten Bushaltestelle warten, die sie zu ihrem Schrein erklärt haben. Doch der heilige Bus, der ihnen die Erlösung bringen soll, kommt nicht. Auch könnte man einen Mann mit einem transportablen Fernseher treffen, der jeden Abend in die Kiste hineinkriecht und dem gelangweilten Publikum immer wieder dieselben Nachrichten vorliest, und das schon seit Jahren.

All dies geschieht Maxwell Karrien, dem Helden des neuen Romans von Robert Rankin. Nach seinem Hugo- Rune-Zyklus (Das Buch der allerletzten Wahrheiten, Die größte Show der Welt und Der wundersamste Mann, der jemals lebte) gibt es nun eine alberne Fantasy mit reichlich blöden Witzen. Manche sind auch gut, das muß man ihm lassen. Andererseits kann der Vergleich mit Douglas Adams und Terry Pratchett, der wie üblich auf der Buchrückseite gezogen wird, schon zu Zahnschmerzen beim Rezensenten führen. Wo nämlich Adams und Pratchett hintersinnig blödeln und der gebildete Leser zuweilen auch versteht was sie meinen, da kaulauert Rankin oder denkt sich einen neuen Running Gag aus, den er bis zur Fadheit auslutscht. Aber eben nicht immer, oft kann man nicht nur grinsen, sondern beinahe lachen. Am Anfang des Buches wirkt der Roman wie eine Nummernschau: Reichlich skurrile Ideen werden episodenartig aneinandergereiht. Doch dann gibt es sogar eine richtige Handlung, die irgendwie mächtig an Die Augen der Überwelt von Jack Vance erinnert.

Maxwell wird von einem gemeinen, sexsüchtigen Magier gefangengenommen und seiner Seele beraubt. Um sie wiederzuerlangen, muß er eine goldene Roboterfrau aus einem fernen Reich holen und zum Magier zurückbringen. Die lange, komplizierte und aufregende Queste hat Rankin geschickt inszeniert. Maxwell trifft ständig auf die unglaublichsten Widernisse, wie es sich für ein solches Buch gehört. Und über fliegende Betten, kricketspielende Elefanten und schwule Ritter wundert sich bald niemand mehr, denn das gehört einfach zur Geschichte. Aber halt, ich will nicht zuviel verraten.

Bastei Lübbe 24225, 347 Seiten, DM 12.90 Hardy Kettlitz