Robin McKinley
TOCHTER DES SCHATTENS
(Deerskin, 1993)

Bei diesem Buch handelt es sich eher um ein ernstes Märchen für Erwachsene denn um Fantasy. Besonders deutlich wird dies am Erzählstil der ersten Kapitel, der deutlich "märchenhafte" Züge aufweist, und am bewußt sparsamen Einsatz phantastischer Elemente.

Von ihren dominanten Eltern ungeliebt wächst Prinzessin Lissar auf. Ihr einziger Gefährte ist Esche, eine Hündin. Nachdem die Königin gestorben und sie zu einer Frau geworden ist, wird sie von ihrem Vater brutal vergewaltigt. Traumatisiert flieht sie. Der Schock hat sie ihre Identität und Vergangenheit vergessen lassen. Nur von ihrem Hund begleitet, schlägt sie sich mehr schlecht als recht durch die Wälder. Sie überlebt nur, weil die Mondfrau, eine Waldgöttin, ihre Hand schützend über sie hält. Nach einigen Jahren und einer Art Wiedergeburt, bei der sich auch ihr Aussehen verändert hat, gelangt sie unerkannt an den Hof eines benachbarten Königs. Dort trifft sie die Liebe ihres Lebens und findet Erlösung.

Wer jetzt der Meinung ist, diese Story schon zu kennen, liegt absolut richtig: Grimms Märchen lassen grüßen. Aber das stört nicht, daß die Autorin ihr Augenmerk auf die Selbstfindung und den seelischen Heilungsprozeß der Protagonistin legt. - Fazit: lesenswert, aber keine Sensation.

Heyne 06/5134, 396 Seiten, DM 16,90 M. Gibtner