Maureen F. McHugh
ABC ZHANG
(China Mountain Zhang, 1992)

Ein interessantes Szenario: die amerikanische Wirtschaft ist vor Jahrzehnten zusammengebrochen und das Proletariat hat die Macht übernommen, sprich: die USA sind ein quasi-sozialistischer Staat. Trotzdem, oder gerade deshalb, liegt einiges im Argen. Mit Zhang hat die Autorin einen interessanten Charakter geschaffen und ihn mit einigen Eigenschaften versehen, die Konflikte vorprogrammieren: Zhang ist ein ABC, ein American Born Chinese, hat eine spanische Mutter und ist schwul. China ist inzwischen zu einer politischen und technischen Großmacht geworden. Zhang, am Anfang des Buches Bautechniker, setzt alles daran in China zu studieren, kehrt, nicht zuletzt weil er seine sexuelle Präferenz in China nicht ausleben kann, nach Amerika zurück, kämpft gegen ökonomische Schwierigkeiten an und wird schließlich Unternehmer.

Das Buch ist ähnlich wie ein Episodenroman aufgebaut, einige Zwischenkapitel, die sich nicht mit Zhang beschäftigen, wirken zusammenhanglos und dadurch uninteressant, vermitteln aber eine Vorstellung von der Zukunftsvision der Autorin. Als Sinologin und mehrjährige Dozentin für Englisch und marxistische Kritik in China weiß McHugh, worüber sie schreibt, besonders wenn sie kulturelle und politische Einzelheiten schildert. Trotzdem ist dem Buch anzumerken, daß es ein Erstlingswerk ist; einige Handlungsstränge geraten zu oberflächlich, der rote Faden reißt zuweilen ab. Trotzdem sei der Roman wegen seiner ungewöhnlichen Thematik empfohlen.

Heyne 06/5276, 380 Seiten, DM 14.90 Hardy Kettlitz