Marc Laidlaw
KALIFORNIA
NEON LOTUS

(Kalifornia, 1988; Neon Lotus, 1988)

Endlich sind auch zwei Romane von Marc Laidlaw im Deutschen erschienen. Der noch junge Autor, der durch einige gelungene Kurzgeschichten aufgefallen ist, beschert uns gleich zwei Bücher, die zu den wenigen lesbaren Neuerscheinungen der letzten Monate zu zählen sind. In Laidlaws Texten spitzen sich die Gesellschafts- und Klassengegensätze zu und lassen die Erste Welt ins Verderben laufen. In "Kalifornia" beschreibt er eine zukünftige amerikanische Gesellschaft, wobei er seinen Lesern mehr Intelligenz abverlangt, als er den meisten Menschen der Zukunft zuschreibt: Eigenes Handeln und Denken ist durch "Reality-TV" fast unmöglich geworden. Der Trip durch Tausende von Kanälen wird zur allgegenwärtigen Massendroge. Wer bei diesem Buch Schwierigkeiten mit dem Verfolgen des Faden bekommt, sollte sich um so mehr auf die einzelnen Bilder stürzen. Sie allein machen das Buch schon lesenswert. Jedoch das gesamte Gemälde, das der Autor entwirft, kann den Leser schon Furcht vor der Zukunft lehren.

Wer ein Faible für Mystik hat, wird in Neon Lotus vielleicht ein neues Lieblingsbuch entdecken. Wie schon in Kalifornia erkennbar, hat es der Buddhismus dem Autor angetan. Aus dem Blickwinkel der Tibeter kritisiert Laidlaw die chinesische Besetzung, die im 22. Jahrhundert bereits gefährlich zugespitzt ist. Heutzutage für einen Amerikaner eine durchaus progressive Ansicht.

Heyne 06/5320 und 06/5304, 286/367 Seiten, DM 12.90/14.90 el'daik