Nancy Kress
SCHÄDELROSE
(Brainrose, 1990)

Ein recht bemerkenswertes Buch, wenn auch nicht widerspruchsfrei. In nicht allzu ferner Zukunft gelingt es der Medizin, durch einen chirurgischen Eingriff, das sogenannte Eufeln, den Menschen Erinnerungen an ihre früheren Leben zu eröffnen, die im Unterbewußtsein gespeichert sind. Vor diesen Hintergrund zeichnet Kress auf, wie verschiedene Menschen mit diesen Erinnerungen fertigwerden und dabei mit ihren jetzigen Leben intensiv konfrontiert werden. Gleichzeitig beschäftigt sie sich mit dem Thema Aids, wobei ihre Ansichten (bzw. die ihrer Helden) diesbezüglich zum Teil recht befremdlich wirken. So schiebt sie zum Beispiel die Schuld an der Verbreitung von Aids einzig und allein den Homosexuellen in die Schuhe. Die gesellschaftspolitischen Konsequenzen, die sie einen ihrer Helden daraus ziehen läßt, sind auch nicht gerade fortschrittlich. Allerdings fehlen zur Zeit noch Informationen über die Autorin, um sagen zu können, ob sie tatsächlich so radikal denkt. Der Schreibstil von Nancy Kress, von der noch zwei weitere Bücher bei Heyne in Vorbereitung sind, macht neugierig auf mehr.

Heyne 06/5154, 395 Seiten, DM 14.90 Hans-Peter Neumann