Guy Gavriel Kay
DER FLUCH
DER HOFNARR

(Tigana, Tigana II 1990)

Das blühende Tigana wird vom Magier und Tyrannen Brandis dem Erdboden gleichgemacht. Damit nicht zufrieden, sorgt er dafür, daß der Name des Landes aus dem Gedächtnis der Menschen verschwindet. Nur wer vor diesem Fluch in Tigana geboren wurde, kann sich an den Namen des Landes erinnern. Aus diesem Grund ist es wichtig, daß der langlebige Magier ins Jenseits geschubst wird, bevor der letzte Tiganer diesen Weg gehen muß, sonst ist der Name und die Erinnerung für ewig ausgelöscht. Was natürlich auf keinen Fall passieren darf.

Das sieht auf den ersten Blick wie übliche Kost nach bewährtem Strickmuster aus: Mit guten Guten, ziemlich bösen Bösen und jeder Menge Gründe für drastische Maßnahmen der guten Fraktion. Das ganze mit ein wenig Magie, ohne Drachen, ohne Zwerge, ohne Einhörner und auch ohne Hobbits.

Doch der geduldige Leser wird belohnt: Wir leben schließlich in den Neunzigern, und ein bißchen Ambivalenz muß sein. Die Handlung ist reich, die Charaktere fein gezeichnet. Die Fieslinge sind doch nicht immer nur fies, und es gibt zwei davon, die sich gegenseitig ausbalancieren. So nützt es also nichts, einen zu erledigen, denn dann würde das Elend nur noch schlimmer und niemals mehr zu beseitigen. Die andere Fraktion ist auch nicht bloß edel, sondern hat sich durchaus auch mit eigenen Schwächen auseinanderzusetzen. Der Kampf wird auf vielen Ebenen geführt. Gelegentlich wird es richtig bizarr. (Wenn zum Beispiel Nachtwandler nach der Einnahme eines bestimmten Trunkes mit frisch gepflückten Ähren gegen das Böse in seinen vielfältigen Formen kämpfen.)

Der Tigana-Zyklus gehört mit ziemlicher Sicherheit zur besseren Fantasy und ist deutlich weniger infantil als einige wichtige Werke dieses Genres. Abschreckend ist jedoch der hohe Preis für die beiden Bände. So kommt nur ein knappes 'empfehlenswert' heraus.

Heyne 06/5291 und 06/5291,
543 bzw. 382 Seiten, DM 16.90/14.90
Erik Zimmermann