Wolfgang Jeschke [Hrsg.]
DAS SCIENCE FICTION JAHR 1997

Wie in jedem Jahr hat Wolfgang Jeschke auch diesmal eine hervorragende Sammlung informativer Essays, Artikel und Interviews zusammengestellt. Sicher interessiert nicht jeden Leser jeder Beitrag, dazu sind die Interessen zu verschieden. Dennoch ist es lobenswert, daß auch andere Medien erfaßt werden, und so findet man neben Hermann Urbaneks akribischer Aufzählung verlegerischer Aktivitäten in Deutschland, den USA und England eben auch ausführliche Beiträge über Hörspiele, Filme, Computerspiele (übrigens von AC-Autor Gerd Frey) und neuerdings auch Internet. Unangenehm fällt Guntram Gesers Essay "Cyberpunk: Techno-Pop/Techno-Fiction" auf. Es geht hier nicht um Neuigkeiten zum Thema, das der Titel verheißt, sondern wieder einmal nur um die (alten) Bücher William Gibsons, die gerade im SF-Jahr häufig besprochen wurden. Neues hat der Autor nicht hinzuzufügen. Ralph Sander ereifert sich in "Erfolg ist doch alles - oder? über Emmerichs Independence Day" über die Schwächen des Films und die Unfähigkeit Emmerichs. Unfreiwillig komisch wird schließlich der Beitrag von Peter Gaschler über die Filmszene. Er erregt sich über die Mißachtung des Mediums Film in der SF-Szene, beleidigt seine Widersacher und zählt endlos bedeutende Titel und verdienstvolle Namen aus der Filmszene auf. Aber wie es so ist, wenn man wütend blind um sich schlägt, man trifft nur selten... Entschädigt für die Entgleisung wird der Leser jedoch durch eine großartige Rede von Brian Aldiss über die Natur des Menschen, eine Rede von Greg Bear zum Thema neue Medien und Internet sowie ein hochinteressantes Interview mit Curt Siodmak, der in den vergangenen Jahrzehnten entscheidende Einflüsse auf das Genre (sowohl in Literatur als auch im Film) hatte.

Heyne 5638, 895 Seiten, DM 38.00 Hardy Kettlitz