Tom Holt
DER FLIEGENDE HOLLÄNDER
WIR HABEN SIE IRGENDWIE GRÖSSER ERWARTET

(Flying Dutch, 1991; Expecting someone taller, 1987)

Das Heyne-Lexikon der Science Fiction-Literatur weiß noch nichts über Tom Holt zu berichten, doch als Autor war er in seiner Heimat schon sehr rührig. Mit o.g. Büchern legt Heyne nun den zweiten und dritten Roman das Autors vor, weitere sind in Vorbereitung. Holt ist ein kurzweiliger Unterhalter und parodiert bevorzugt europäische Sagen und Legenden - in diesem Falle den Fliegenden Holländer und den Ring der Nibelungen. Wenn den Büchern Unterhaltungswert beschieden werden kann, so kommt Holt doch nie an die Brillanz eines Robert Sheckley oder Douglas Adams heran. Gags in die Handlung zu mischen heißt halt noch lange nicht originell zu sein und man muß auch immer darauf achten, daß ein gewisses Niveau nicht unterschritten wird. Nimmt man die Bücher als Lesestoff, der sie sind, so ist es durchaus vergnüglich, die Abenteuer der Helden wider Willen zu verfolgen und die Seitenhiebe auf aktuelle Themen und Probleme herauszufinden. Es geht manchmal ziemlich haarsträubend zu und Alltägliches gerät zur Katastrophe.

In Wir haben Sie irgendwie größer erwartet überfährt der Protagonist Malcolm Fisher versehentlich einen Dachs - der sich allerdings als getarnter Nibelunge Ingolf herausstellt und seit über tausend Jahren der heimliche Herrscher der Erde ist. Von ihm erbt Malcolm quasi die Insignien der Macht, Nibelungenring und Tarnkappe, und muß als "neuer Siegfried" Ordnung im nordischen Götterhimmel schaffen. Keine leichte Aufgabe für einen unbedarften Menschen, zudem manch anderer Gott an seinem Stuhl sägt. - Der Fliegende Holländer Julius Vanderdecker ist durch einen Alchemie-Unfall in die mißliche Lage geraten, unsterblich zu werden - und darüber hinaus gräßlich zu stinken. Kein normales menschliches Wesen, nicht einmal Vögel, halten es in der Nähe des verwunschenen Schiffes aus und so schippert er allein auf den Weltmeeren herum, immer auf der Suche nach einem Mittel gegen den Gestank (oder gegen die Unsterblichkeit). Dazu kommen eine wertvolle Versicherungspolice samt Versicherungsgesellschaft, der gleichfalls unsterbliche Professor Montalban, ein explodierendes Atomkraftwerk, ein Fernsehteam und sehr anhängliche Greenpeace- Leute. Also alle Zutaten für eine verrückte Story mit einem Happy End, das eigentlich keines ist.

Fazit: Leichte Kost ohne großen Anspruch auf Tiefgang. Ein Käpt'n Blaubär Club für Erwachsene mit Humor.

Heyne 06/5079 und 06/5107, 367/302 Seiten, DM 14.90/12.90 Siegfried Breuer