David Feintuch
STERNENKADETT NICK SEAFORT
(Midshipman's Hope, 1994)

Etwas zwiespältige Gefühle überkamen mich doch beim Lesen dieses recht umfangreichen Buches. Vielleicht sind es die gleichen Probleme, die ich auch beim Sehen der VOX-TV-Serie SPACE 2063 habe: dieses untrügliche Gefühl, mich nicht in einem Weltraumabenteuer, sondern mitten in einer amerikanischen Marine-Kadettenanstalt der Gegenwart zu befinden. Korpsgeist, Zackigkeit und militärischer Gehorsam gegenüber dem Vorgesetzten gehen über alles, das eigentliche Abenteuer scheint im Hintergrund zu stehen. Wenn man sich jedoch durch die ersten einhundert Seiten gekämpft hat und sich in den militärischen Gepflogenheiten an Bord des Sternenkreuzers Hibernia so gut auskennt, als müßte man selber mitfliegen, geschieht das, was man kaum noch erwartet hat: Spannung kommt auf und läßt einen bis zum Ende des Buches nicht mehr los. Es beginnt damit, daß auf Grund mehrerer tragischer Unglücksfälle die gesamte Führungsriege der "Hibernia" ums Leben kommt. Der plötzlich ranghöchste Offizier ist ein Kadett, der sich zudem selbst eingesteht, mangelnde Führungsqualitäten und Sachkenntnisse zu haben. Aber was hilft's, er muß durch und einen ganzen Sternenkreuzer samt hysterischer Passagiere und aufmüpfiger Besatzung durch gefährliche Abenteuer steuern, wobei hinter der faltenfreien Uniform allmählich der Mensch Nick Seafort zum Vorschein kommt.

Ein Buch, bei dem man sich von all dem Säbelrasseln nicht abschrecken lassen sollte, wenn auch einige Traditionen, die aus der christlichen Seefahrt übernommen wurden, gar zu fremd an Bord eines hypermodernen Raumschiffes erscheinen.

Bastei Lübbe 23169, 540 Seiten, DM 12.90 Hans-Peter Neumann