Philip K. Dick
DIE DREI STIGMATA DES PALMER ELDRITCH
(The Three Stigmata of Palmer Eldritch, 1965)

Alle Kritiker stimmen überein, daß es sich bei diesem Roman um eines der wichtigsten Bücher von Dick handelt. David Pringle nahm eine Rezension des Romans sogar in sein Buch Science Fiction - The 100 Best Novels auf.

Es handelt sich um ein Drogenbuch, das Dick laut eigener Aussage vor seinen eigenen Drogenexperimenten geschrieben hat. Die beschriebene Welt ist dystopisch: Die Sonneneinstrahlung nimmt ständig zu, kaum jemand traut sich am hellichten Tage an die Erdoberfläche. Wer Geld hat, versucht sich durch abenteuerliche genetische Experimente zu einer Art Übermensch machen zu lassen. In den Kolonien im Sonnensystem ist das Leben noch eintöniger und trostloser. Daher nimmt jeder der Kolonisten die Droge Can-D, durch die man mittels Miniaturen - sogenannte Layouts - die Illusion eines Lebens in einer (natürlich amerikanischen) heilen Welt hervorrufen kann. Als Palmer Eldritch von einem langen Raumflug zurückkehrt, bringt er eine neue Droge mit: Chew-Z. Um zu verhindern, daß diese den Markt erobert, will der Großindustrielle und Besitzer von P.P. Layouts Leo Bulero seinen Widersacher Eldritch töten. Mitten in die Mühlen des Konfliktes gerät der präkognitiv begabte Barney Mayerson. Nachdem die Protagonisten erstmals Chew-Z genommen haben, überschlägt sich die Handlung. Realität und Illusion lassen sich, wie auch in einigen anderen Büchern Dicks, nicht mehr unterscheiden. Mayerson erfährt jedoch, daß Eldritchs Körper von einem kosmischen Wesen in Besitz genommen wurde. Chew-Z läßt alle anderen daran teilnehmen. Es verspricht Unsterblichkeit, Reinkarnation, Verbindung mit Gott. Reclams SF-Führer schrieb: "Das Realitätsgefüge der Welt wird aufgerissen, und dahinter scheint eine kosmische Meta-Realität durch. Das ist bei diesem Autor zwar nichts Neues, aber selten hat Dick mit einem so religiösen, metaphysischen Schluß aufgewartet."

Besonders interessant ist das Nachwort von Dicks Freund und Nachlaßverwalter Paul Williams, das eine exzellente Analyse des Buches liefert, die nicht in intellektuelle Schwadroniererei abdriftet, sondern sehr nachvollziehbar einzelne Elemente beleuchtet und das Einzigartige dieses Buches hervorhebt. Wer das Buch nicht kennt, sollte sich nicht die alte Suhrkamp-Ausgabe zulegen, sondern - und das nicht nur wegen des langen Nachworts - zu dieser hervorragenden Neuübersetzung greifen, auch wenn sie ein paar Mark mehr kostet. Es lohnt sich.

Haffmans, 313 Seiten, DM 36.- Hardy Kettlitz