James Branch Cabell
LITERATUR UND LEBEN
Band 1 der Biographie von Manuel
(Beyond Life, 1918)

James Branch Cabell gehört zu den weit unterschätzten amerikanischen Autoren des beginnenden 20. Jahrhunderts. Obwohl vereinzelt bereits Bücher im Deutsch vorliegen, fehlte doch bisher eine kundig aufbereitete Werkausgabe, die Michael Plogmann hier vorlegt. Die Ausgaben sind eine wahre Freude für Bücherliebhaber: gutes Papier, schwarzer Hardcovereinband mit Goldschrift am Rücken und Schutzumschlag sind heutzutage auf den Gebiet der Phantastik selten geworden.

Der Inhalt kann sich aber ebenso sehen lassen wie die Äußerlichkeiten. Cabell (1879-1958) schrieb ironische Fantasy Jahrzehnte bevor dieses Genre in einer ernstzunehmenden Form etabliert war. Dieser erste Band der Edition ist allerdings kein Roman, sondern ein sehr langer Essay über die Literatur der Vergangenheit in Form eines Zwiegesprächs zwischen dem Autor und einer seiner Romangestalten. Cabell versucht anhand von literarischen Werken (seine Spanne reicht dabei von Shakespeare bis Villon) nachzuweisen, daß die rein fiktive Literatur einen höheren Wert als die sogenannte "realistische" Literatur hat. Es ist eine zuweilen etwas weitschweifige, meist aber treffende und interessante Analyse, die Einblick in die Denkweise des Autors gibt und somit dazu beiträgt, das Romanwerk Cabells besser zu verstehen. Viele Details literarischer und politischer Art, die sich dem Verständnis des heutigen Lesers verschließen, wurden mit ausführlichen Bemerkungen im Anhang des Buches versehen. Ein Nachwort des Herausgebers und Übersetzers Michael Plogmann gibt einen Überblick über Entstehungsgeschichte und Chronologie der Legende von Manuel.

Storisende Verlag, 334 Seiten, DM 44.00 Hardy Kettlitz