John Barnes
DAS KALEIDOSKOPISCHE JAHRHUNDERT
(Kaleidoscope Century, 1995)

Relativ schnell gibt es eine deutsche Übersetzung des im letzten Jahr erschienenen, von der amerikanischen Presse hochgelobten Romans des Autors. In ihm finden sich all seine Stärken und Schwächen, die sich schon beim Lesen vorangegangener Bücher des Autors bemerkbar machten rund um einen reichlich vertrackten Plot.

Das Kaleidoskopische Jahrhundert setzt sich aus Erinnerungsbruchstücken eines fast unsterblichen Söldners zusammen, die beinahe chronologisch einen Querschnitt durch John Barnes Vision eines apokalyptischen 21. Jahrhunderts geben. Eine alternative Zukunft, voll von Mord, Gewalt und Totschlag, Dutzenden von zivilisatorischen Katastrophen und mittendrin immer der Hauptprotagonist, der mit seinem Partner immer wieder zu den Weltenbrandstiftern und Bombenlegern gehört - losgelöst von jeglichen moralischen und ethischen Normen. Aus der Sicht dieses "Täters", mit seinem Wissen von der Welt und von sich, sucht der Leser mit nach den Grundfesten dieser alternativen Zukunft, nach Gründen, nach Erklärungen, welche die Fragmente verständlicher machen.

Der Roman bietet interessante Gedankenspiele und Überlegungen, wie auch schon in vorangegangenen Barnes-Werken mit ironischen und zynischen Unterton und in einem Reportagestil, der recht ungewohnt und gewöhnungsbedürftig für den deutschsprachigen Leser ist. Er ist keine leichtverdauliche Unterhaltungsware, bietet aber eine interessante Synthese aus Elementen der Hard-SF mit politisch-gesellschaftlichen Plots, einige überraschende Wendungen und bildhafte Szenen und ist deshalb definitiv eine Empfehlung wert.

Heyne 060/5424, 320 Seiten, DM 14.90 alekz