Isaac Asimov
ZAUBERLAND
(The Final Magic, 1996)

Dieses Buch ist nun, wie schon der vor einiger Zeit vorangegangene Band Gold ein weiterer 'Kehraus' von Asimov-Texten, die bisher nicht in Buchform erschienen sind. Fantasy-Geschichten aus der Feder eines der bekanntesten SF-Autoren scheinen schon etwas besonderes, will man meinen, jedoch sind die Stories Asimovs Ruf als Erzähler eher abträglich. Acht Geschichten gehören zu einer Reihe, die vom hilfsbereiten George und dem kleinen Außerirdischen Azazel berichten, der durch seine Fähigkeiten meist fatalen Einfluß auf das Leben scheinbar hilfsbedürftiger Freunde von George ausübt. Geschildert werden groteske Situationen (junge Frau liebt jungen Mann, der jedoch zuviel trinkt und ihr aus diesem Grunde zuwider ist), in denen George aus Mitleid seinen Azazel um Hilfe bittet. Dieser "verändert" die Situation oder die Menschen, doch immer verkehrt sich die Hilfe in ihr Gegenteil (der junge Mann wird übersensibel und erträgt keinen Alkohol mehr, allerdings auch die junge Frau nicht, weil sie angeblich unangenehm riecht). Die Texte wirken bemüht, gewollt witzig und haben eine Botschaft, die sich regelmäßig wiederholt.

Wahrscheinlich gab es zwei Gründe, warum die Geschichten in Amerika erschienen: 1. wegen Asimovs gekanntem Namen und 2. weil sie in dem Magazin erschienen, das seinen Namen trägt, nämlich Isaac Asimov's Science Fiction Magazine. Eine weitere Geschichte hat Batman zum Protagonisten, ist jedoch ein reiner Krimi, in dem man den Helden auch gegen jemand anderen austauschen könnte. Einzig "Prinz Wunderbar und der Drache, der kein Feuer speien konnte" ist leidlich originell, enthält aber auch dumme Witze mit Gegenwartsbezug, die anderen Autoren wie Pratchett weit besser gelingen.

Der zweite Teil des Buches enthält Essays, Artikel und Vorworte zu anderen Büchern, in denen Professor Asimov über seine Ansichten zur Fantasy-Literatur referiert. Die Texte sind unterhaltsamer als die vorausgehenden Stories und zeigen oftmals, daß Asimov sich ernsthaft mit seinen Themen auseinandergesetzt hat. Der dritte Teil jedoch wird wirklich interessant. Hier sind Essays versammelt, die keinen direkten Bezug zur Literatur haben, sondern vieles über Asimovs Weltanschauung und Philosophie verraten. Er kritisiert Bildungsmißstände in den USA, geht auf den in der Bevölkerung herrschenden Aberglauben ein und ist weit weniger als früher ein glühender Verteidiger der Wissenschaften. Als überzeugter Atheist argumentiert er mit überraschend detailliertem Hintergrundwissen zur Bibel. Und auch wenn ich seine Ansichten häufig nicht teile, macht ihn seine teilweise Naivität und Offenheit sympatisch und liebenswert. Vielleicht ist auch letzteres ein Grund dafür, daß so viele Jahre nach seinem Tod noch immer "neue" Bücher von Asimov erscheinen.

Bastei-Lübbe 20308, 375 Seiten, DM 12.90 Hardy Kettlitz